Unser Longinusturm

Der Baumberge-Verein hat zwischen 1897 und 1901 auf dem Gipfel des Westerberges den Longinusturm als Aussichtsturm errichtet. Das 32 Meter hohe Wahrzeichen der Baumberge bietet von seiner Besucherplattform auf 24 m Höhe einen grandiosen Ausblick in die Westfälische Bucht und darüber hinaus.

Der Turm ist bis heute Eigentum des Baumberge-Vereins.

Initiator zum Bau des Turmes war der erste Vorsitzende, Dr. Fritz Westhoff (Wikipedia), auch „Longinus“ genannt. Am 4. November des Vereinsgründungsjahres 1896 stürzte Westhoff in der Dunkelheit auf Münsters Promenade zwischen Servatii-Platz und Ludgeritor in einen Stacheldraht. Die Folge war eine Verwundung am Hals, in der sich eine Tetanus-Infektion entwickelte, der Westhoff schließlich am 12. November im Alter von 39 Jahren erlag. Der Turm erhielt ihm zu Ehren den Namen Longinusturm.

Im 1. Weltkrieg (1914-1918) wurde der Turm als Fliegerbeobachtungspunkt genutzt. In der Nachkriegszeit konnte der Verein, auch infolge der hohen Inflation, notwendige Reparaturarbeiten nicht mehr finanzieren. Ab 1923 wurde deshalb ein Obolus für die Besteigung des Turmes erhoben.

Im 2. Weltkrieg diente der Turm wieder militärischen Zwecken (Funkverkehr) und erhielt kurz vor Kriegsende auch noch einen Artillerietreffer an der Nord-West-Ecke. Mit einem Kassenbestand von 81,79 DM am Tag der Währungsreform war eine Reparatur nicht möglich.

1951 setzte die Bundespost dem Longinusturm die oberen Plattformen auf, beseitigte die Kriegsschäden, baute im Erdgeschoss an und nutzte den Turm bis 1989 als „Fernmeldestelle Baumberge“ für den Telefonverkehr im westlichen Münsterland.

1952 stellte Reinhold Holtstiege (externer Link) erstmalig in Westdeutschland am „Longinusturm“ öffentliches Fernsehen vor. Die allerersten Bilder, die hier gesehen wurden, kamen vom holländischen Fernsehversuchs-Sender Lopik bei Rotterdam und wurden hier auf dem Longinusturm in den Baumbergen empfangen.
Am Longinusturm gab es damals noch keinen Stromanschluß. Der für den Betrieb des ersten noch mit 24 Röhren bestückten Philips-Fernsehers notwendige Strom, musste mit einer kleinen behelfsmäßigen Stromversorgungs-Anlage, welche aus einer großen 12 Volt Autobatterie und einem kleineren Maschinen-Umformer 12/220 Volt bestand, erzeugt werden.
Unter dem Begriff „Fernsehen“ konnte sich im Winterhalbjahr 1951/52 im ganzen westdeutschen Raum kaum jemand etwas vorstellen. Seit
1997 erinnert eine Bronzetafel an die „Pionierleistung des ersten Fernsehempfanges in Westdeutschland“ am Longinusturm. Sie wurde von der Radio- und Fernsehtechniker-Innung Münster und dem „Baumberge Verein“  angebracht.

1979 verübten Rechtsradikale einen Sprengstoffanschlag auf den Longinusturm, weil sie die Ausstrahlung der Fernsehserie Holocaust, über die Massenvernichtung der Juden in Deutschland und Europa, verhindern wollten. Sie verfehlten ihr Ziel in doppelter Hinsicht. Sie übersahen, dass einzig der nahe gelegene WDR-Sender Münster-Baumberge ab dem 15. November 1959 für die Fernsehausstrahlung zuständig war. Zudem war unser massiv gebauter Longinusturm so robust, dass nur geringfügige Schäden entstanden.

1989 verließ die Bundespost den Standort Longinusturm. Probleme der künftigen Nutzung und Kostendeckung mussten vom BBV gelöst werden. Umfangreiche Sanierungsmaßnahmen (Stromversorgung, Zu- und Abwasserregelung) wurden im Rahmen des finanziell Möglichen in Angriff genommen.

1991 wurde der Longinusturm unter Denkmalschutz gestellt und in die Denkmalliste der Gemeinde Nottuln mit der Bezeichnung A101 eingetragen.

1995 konnte das Café „Türmchen“ eröffnet werden, das 1996 durch das Café „Longinus“ der Familie Bröker ersetzt und bis 2015 betrieben wurde.

Seit 1999 konnte der Verein verschiedene Pachtverträge mit Telekommunikationsfirmen abschließen umso finanzielle Mittel für die dringend gewordenen Instandsetzungsmaßnahmen anzusparen.

2001 wurde der Longinusturm am 5. August 100 Jahre alt. Otto Buchholz hat dazu eine Publikation erstellt.

Seit 2007 wurden unter dem damaligen Teamsprecher Klaus Sommerhoff (interner Link), dem ehemaligen Turmwart Josef Rawe sowie dem damaligen Projektleiter Ronald Fischer umfangreiche Sanierungsmaßnahmen durchgeführt, für die insgesamt über 400.000 € investiert wurden. Gefördert wurden die Maßnahmen mit EU-Mitteln, Denkmalpflegemitteln des Landes und durch die NRW-Stiftung. Dabei wurden die Plattformen abgedichtet und die Sandsteinfassade des Turmes gesichert. Dieses erfolgte durch Abschälen der losen Schichten, Ausstemmen der Fugen und durch den Ersatz falsch eingesetzter bzw. maroder Sandsteinquader sowie deren Neuverfugung.

Im Frühjahr 2016 eröffneten die neuen Pächter das 18|97 Café am Longinusturm (externer Link) nach umfangreichen Bauarbeiten. Dafür investierte der Baumberge-Verein 180.000 € unter anderen für den Kioskneubau, die Renovierung des Turmaufganges, die Neugestaltung der Außenanlagen und den Neubau der Sanitäranlagen.

Im Frühjahr 2019 konnten eine der im Herbst 2015 gestohlenen Bronzegedenktafeln sowie das Kupferrelief des Mitgründers Dr. Fritz Westhoff (interner Link) zum Longinusturm zurückkehren.

Wir wünschen unserem Longinusturm noch viele Jahre / Jahrzehnte / Jahrhunderte in gutem Zustand. Als Aussichtsturm, Einkehrmöglichkeit, Wahrzeichen und Ort schöner Erinnerungen ist er vielen Menschen ans Herz gewachsen.

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